Brasilien – in der Gegenwart angekommen

Mit diesem Thema befasst sich das folgende Stadtgespräch-XL:

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Montag, 30. September 2013,
ab 18.00 Uhr

Barbetrieb mit brasilianischem Essen ab 18.00 Uhr
Eintritt: 25.-

 
im Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, 8001 Zürich
Detailprogramm als pdf

Das Thema


„ ... Europa hat unermesslich mehr Tradition und weniger Zukunft, Brasilien weniger Vergangenheit und mehr Zukunft!“ (Stefan Zweig, 1941)

Brasilien ist in der Zukunft angekommen. Heute boomt seine Wirtschaft, international redet das Land mit – und macht auch wieder von sich reden. Nicht nur wegen der Massendemonstrationen, die wir in letzter Zeit erstaunt zur Kenntnis nahmen.

‚Republica federal do Brasil‘: 2013 Gastland der Frankfurter Buchmesse; 2014 Gastgeberin der Fussball WM; 2016 Austragungsort der Olympischen Spiele. Brasilien ist mehr als Fussball, Carnaval und pittoreske Folklore.

Die Gespräche


Frank Guggenheim
Schweizer Arzt und früherer Direktor von Greenpeace Basilien, über die Entwicklung Brasiliens vom Armenhaus zur Wirtschaftsmacht, den Preis, der das kostet, das Potenzial und die Risiken und die Nachhaltigkeit. Der Arzt lebt in Rio de Janeiro.

Peter K. Wehrli
Schriftsteller, Journalist und Vize-Präsident des eurobrasilianischen Kulturzentrums Julia Mann, Paraty, über die Volkskultur im Nordosten Brasiliens und einer Lesung aus seinem „Neuen brasilianischen Katalog – O Novo Catalogo Brasileiro“.

Die Ausstellung


Die Ankunft der Prostituierten im Himmel – Werke von Jota Borges Literatura de cordel – Literatur von der Schnur – weil diese Literatur in Heftform tatsächlich an Schnüren aufgehängt auf Märkten angeboten wird. Wer nicht lesen kann, der kann sich den Inhalt dieser Heftchen gegen ein Entgelt vorlesen lassen.

Sie erzählen Geschichten vom Volkshelden Lampiao, vom argen Leben im dürren Nordosten, von Liebenden und solchen, die zur Liebe nicht fähig sind. Auch die Literatura de cordel ist in der Gegenwart angekommen: Nicht nur traditionelle Volkserzählungen, auch die Auseinandersetzung mit Themen der Gegenwart fliessen in diese Volkskultur ein. Gezeigt werden "Cordeis" und Holzschnitte des wohl bekanntesten Cordelista, José Francisco Borges. Die Werke wurden uns freundlicherweise vom Schweizer Kunstsammler Pablo Stähli zur Verfügung gestellt.

Die Buch-Premiere


Brasilien – das Land der Gegenwart
Gespräch mit der Autorin Verena Meier, Sozial- und Wirtschaftsgeografin mit Schwerpunkt Regionalentwicklung. In ihrem soeben im Rotpunktverlag erschienenen Buch beleuchtet sie die Wurzeln der aktuellen Dynamik. In den Städten boomt der Konsum, die Politik gibt sich selbstbewusst. Doch Brasilien wächst in so rasantem Tempo, dass auch die Wunden, die geschlagen werden, von beachtlichen Dimensionen sind.

Terra Brasilis – Musik und Literatur aus Brasilien und über Brasilien

Mit Burkhard Jahn, Lesung
Enio Moreira Mendes jr., Gesang und Performance
Ernesto Cortazar Lara, Gitarre

Enio Moreira Mendes jr., dessen elektrisierende Stimmbeherrschung die Zuhörer in Faszination versetzt, Ernesto Cortazar Lara, der Virtuose auf der Gitarre, und der Schauspieler Burkhard Jahn zeigen ein kleines Programm, das brasilianische Musik mit Literatur aus und über Brasilien verknüpft. Die Atmosphäre der Ausschnitte aus Werken u.a. von Rubem Fonseca und Hugo Loetscher korrespondiert mit den mal lebensfrohen, mal melancholischen, mal frechen Liedern, in denen Enio spielerisch die Register wechselt. Magie einer Stimme – Magie Brasiliens.

Die Filme


Die Welt heisst Brasilien
Dokumentarfilm von Peter K. Wehrli, CH 1984, 52 min.
Barockzimmer 3. Stock ab 18:00 Uhr

Die Sinnlichkeit der Tropen hat Blaise Cendrars geprägt; er hat Brasilien zum Schauplatz seiner Romane gemacht. Er hat die Künstler Brasiliens, die gebannt aktuelle Tendenzen aus Europa nachahmten, auf ihre eigenen Wurzeln verwiesen, auf die Kraft der Mischkultur von Schwarzen, Weissen, Mestizen und Mulatten. Die Auswirkungen dieser Impulse sind heute noch in Brasilien ablesbar. Sie wirken so heftig, dass der bedeutende brasilianische Schriftsteller Gilberto Freyre sagen konnte: „Dieser Schweizer hat die Brasilianer brasilianisiert!“


Macunaima – Der Held ohne jeden Charakter
Br 1969, Joaquim Pedro de Andrade, port., frz. Untertitel, 99 min.
Barockzimmer 3. Stock ab 21:00 Uhr

Als Schwarzer im brasilianischen Dschungel geboren, durch eine Zauberquelle aber zum Weissen gemacht, geht Macunaíma in die große Stadt – immer auf der Suche nach Geld, Frauen und einem magischen Stein, der Glück bringen soll. Dabei trifft er auf Hexen, Guerilleras und menschenfressende Industriemagnaten und findet am Ende sogar seinen Weg zurück nach Hause ...


Vidas Secas – Karges Leben
Br 1963, Nelson Peireira dos Santos, port., engl. Untertitel, 110 min.
Barockzimmer 3. Stock ab 19:00 Uhr

„Vidas Secas“ – Karges Leben (1963), ist die Beschreibung eines desolaten Zustands: Der Viehtreiber Fabiano zieht auf der Suche nach Arbeit mit seiner Familie durch die von der Sonne ausgebrannte Steppe. Er findet einen Job, die Familie kann sich das Nötigste leisten. Er wandert ins Gefängnis, weil er sich gegen den Betrug eines Polizisten wehrt, wird befreit, wird um seinen Lohn betrogen. Er verliert seinen Job und zieht mit seiner Familie weiter durch den Sertão. All das wird fast dokumentarisch erzählt. Die Szenen dieses schwarz-weiss Films sind in ihrer authentischen Direktheit von grosser Intensität und vermitteln eindringlich die Realität.